Was ist Trauer?
Praxis für Verlustverarbeitung und Trauerbegleitung
 
 
 
 

Wir alle müssen uns im Laufe unseres Lebens mehrfach mit dem Thema Trauer auseinander setzen. Vielleicht ist ein geliebter Mensch gestorben, eine Beziehung geht in die Brüche oder eine Lebensplanung, Träume und Illusionen gehen dahin. Aber auch der Verlust unserer Gesundheit, eines Organs oder Körperteils lässt uns trauern ebenso wie Fehlgeburten, Totgeburten oder Abtreibungen. Gerade die zuletzt genannten Trauergründe werden in unserer Gesellschaft noch immer tabuisiert oder nicht akzeptiert.

Die Trauer ist keine Krankheit! Sie ist eine natürliche, gesunde und notwendige Reaktion unseres Körpers und unserer Seele auf einen erlittenen Verlust.
Sie ist notwendig, um den Verlust zu verarbeiten, mit der neuen Situation zurechtzukommen, das Leben neu zu organisieren.

Jeder Mensch trauert anders und jeder Abschied lässt uns anders trauern. Leider gibt es hier kein Geheimrezept, welches diesen extremen Schmerz schnell lindern lässt. Es gibt verschiedene Phasen der Trauer, welche durchlebt werden wollen und auch müssen!

Die Folge von nicht durchlebter und integrierter Trauer kann unseren weiteren Lebensweg stark beeinflussen. Die extreme Belastung kann zu psychischen und physischen Erkrankungen führen. Es ist möglich, dass Sie sich (auch Jahre nach dem Verlust) einfach nicht wohl fühlen, Sie finden nicht mehr zu Ihrer alten Kraft zurück, Freude kann sich nicht mehr einstellen, frühere Hobbys machen nicht mehr so viel Spaß und Geselligkeit ist nicht mehr das Wahre für Sie, auch wenn Sie auf der anderen Seite einsam sind und sich eigentlich Gesellschaft wünschen. Neurosen und auch Depression sind zum Beispiel typische Folgen von einer unzureichend vollzogenen Trauerarbeit. Körperliche Symptome, für die es augenscheinlich keine physische Grundlage gibt, sind zum Beispiel allgemeine Erschöpfung, Atemlosigkeit oder Kurzatmigkeit, Muskelschwäche, Rückenprobleme, Kopfschmerzen, Magen-Darmprobleme usw.

Wenn Sie sich mit der Trauer zu wenig oder überhaupt nicht auseinandersetzen, kann Sie diese bei der nächsten Gelegenheit wieder einholen, was aber auch Jahre später erst passieren kann. Sie schlummert in Ihnen …

Es ist zum Beispiel möglich, dass Sie bei einem „kleineren Verlust“ übermäßig stark reagieren. Sie verstehen sich selbst nicht mehr und sehen verständlicherweise auch nicht, dass diese starke Reaktion auf eine „alte Trauer“, auf eine unverarbeitete Trauer zurückzuführen ist. Tatsächlich war die Trauer ja nie weg.


Du hast ein Recht auf deine Trauer

Du darfst dich deinen Verlusten widmen,
musst nicht verdrängen, was dich beschwert.
Du hast ein Recht, das abzutrauern,
was dich so tief enttäuscht hat und was du nicht ändern kannst.

Du hast ein Recht auf deine Tränen,
auf dein Schweigen,
auf deine Ratlosigkeit,
auf deine innere und äußere Abwesenheit.
Du musst nicht den Glücklichen spielen,
nicht über den Dingen stehen.

Du hast ein Recht, die wegzuschicken,
die dich mit Gewalt aus deiner Trauer
herausholen wollen, weil deine Trauer
sie selbst bedroht.
Du hast ein Recht auf deine Trauerzeit.

Du hast ein Recht,
mit denen nicht reden zu wollen,
die dir ein schlechtes Gewissen machen
für deine Dunkelheit und Trauer.
Die mit Sprüchen kommen
und dich mit diesen Sprüchen
unter Druck zu setzen versuchen.
Du hast ein Recht auf deine Trauerstille.

Du hast ein Recht dich zu wehren gegen die,
die dir sagen, was du fühlen darfst und was nicht.
die dich nicht als einzelnen, sondern als Fall behandeln
und sich innerlich nicht wirklich mit dir einlassen.

Vielleicht macht dich nichts so menschlich wie deine Trauer.
Über sie kann ein Trauernder sich dir nähern
und auf Verständnis hoffen.
Trauern zu können ist eine Gabe.
Lass dir das Recht auf deine Trauer nicht nehmen.

                               Von Ulrich Schaffer
                               aus LASST UNS END-LICH LEBEN
                               Alwine Paessens-Deege (Hg.)

 
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